Tica ist rein optisch als Schäferhund eine Light-Version dieser Rasse. Mit einer Schulterhöhe von 55 cm und einem schmalen Körperbau ist der kastrierte Rüde ein sehr eleganter Hund. Passend zu seiner grazilen Erscheinung hat Tica ein sensibles Wesen. Und letzteres macht ihn zu unserem Notfall, denn er hat große Probleme mit dem Leben im Tierheim.

Über die Vergangenheit des schönen Rüden ist so gut wie nichts bekannt. Wie so viele seiner Artgenossen versuchte er sich auf eigenen Pfoten in Rumänien durchzuschlagen. Als Tierschützer dort auf ihn aufmerksam wurden und ihm regelmäßig Futter brachten, lernten sie einen sehr sanften, freundlichen und auch ergebenen Schäferhund kennen. Tica suchte den Kontakt zu den Menschen, die freundlich zu ihm waren, und nahm alle Streicheleinheiten dankbar an. Auch hatte er keine Probleme mit den anderen streunenden Hunden.

Die Tierschützer nahmen Tica in ihre Obhut und brachten ihn in einen Zwinger in der Nähe einer stark frequentierten Straße, bis sie einen Platz in unserem Tierheim fanden.

Jetzt ist Tica bei uns und kaum mehr wiederzuerkennen. Er ist übernervös und fahrig, fühlt sich schnell bedroht, kommt im Zwinger kaum zur Ruhe und ist einfach nur noch durch und durch gestresst. Entsprechend ist er sehr reaktiv bei allen Reizen von außen, sei es durch andere Hunde, fremde Menschen, Autos oder Motorräder, und leider auch bei Kindern. Wir wissen nicht, ob es die schlechten Erfahrungen in dem öffentlich zugänglichen Zwinger waren oder was in seinem vorherigen Leben passiert ist. Vielleicht hat auch der Transport nach Deutschland und das Zwingerleben im Tierheim eine Stresskaskade bei Tica in Gang gesetzt. Oder es ist die Summe aus allem zusammen.

Wir sehen deutlich, wie sehr Tica das Leben im Tierheim zusetzt. Geht er spazieren, wird er mit jedem Meter, den er sich vom Tierheim entfernt, ruhiger und entspannter! Geht es hingegen auf den Rückweg, nimmt die Anspannung und Nervosität mit jedem Meter wieder zu. Solange Tica im Tierheim ist, wird er in der Stressspirale steckenbleiben und sich immer weiter reinsteigern. Gerade die fehlende Ansprechbarkeit bei ihm macht es uns unmöglich, die Situation für den Hund zu verbessern. Er hat nur eine Chance, wieder ins seelische Gleichgewicht zu kommen, wenn er in eine für ihn passende Umgebung kommt.

Und genau diese passende Umgebung suchen wir jetzt! Da wir davon ausgehen können, dass Tica in Rumänien, wie fast alle Hunde dort, niemals im Haus gelebt hat, würde eine Unterbringung im Wohnbereich des Menschen Tica möglicherweise überfordern und neue Probleme verursachen. Optimal wäre daher eine tierschutzgerechte Außenhaltung mit viel Platz und Anbindung ans Haus sowie der Möglichkeit, mit ausreichendem Kontakt zu seiner Bezugsperson. Und zwar so viel Kontakt, wie Tica es braucht und möchte, ohne ihn dabei zu überfordern. Hat der Rüde die Freiheit, sich in seinem eigenen Tempo wieder auf Menschen einzulassen, kann er das verlorene Vertrauen wiedererlangen. Damit wäre auch der Weg für ihn frei, eine echte und tiefe Beziehung zu seinem Menschen aufzubauen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Tica außerhalb des Tierheims sehr kooperativ und leichtführig ist. Zudem fährt er völlig problemlos im Auto mit und verhält sich auch bei Tierarztuntersuchungen sehr artig. Er ist also zur Zusammenarbeit mit seinem Menschen bereit!

Wir sind uns sicher, dass Tica in Wahrheit ein ganz wunderbares und feines Wesen hat und er nur das richtige Zuhause mit den richtigen Menschen braucht, um das zu beweisen.